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In diesen Erzählungen stellt der Autor vier wahre, seltsame Lebensgeschichten vor. Er beschreibt das bizarre Leben eines sonderlichen Professors, einer fraglichen Persönlichkeit, eines abenteuerlichen Hochstaplers und eines exzentrischen Sammlers. «Immer schon war ich fasziniert», hat Claudio Magris geschrieben, «von den Geschichten, die sich tatsächlich ereignet haben, von den Romanen, die, bevor sie auf Papier übertragen wurden, das Leben geschrieben hatte. Das Leben, sagt Svevo, ist originell und in einer wirklich gelebten Geschichte steckt oft mehr Stoff für einen Roman als in so vielen erfundenen Geschichten…»
Von «Vier seltsamen Leben» erzählt das andere der beiden schön gestalteten Bücher. Diese kurzen Porträts bringen die wichtigsten Eckdaten der extravaganten Biographien, wobei die genauen Lebensumstände dieser Abenteurer, Wissenschaftler und „Pluri-Identitäten” oft nicht mehr exakt nahvollziehbar sind. Ein nach Argentinien emigrierter und dort bei einem Indianerstamm Schriften abfassender Slowene, ein barocker Universalgelehrter und seltsame Vorgänge bei der heutigen Erforschung seines Lebens, ein dänischer Seefahrer des 19. Jahrhunderts mit verschiedensten Leben, darunter kurze Zeit als König von Island, und ein Triestiner Pazifist, der von einem «Universalmuseum der Geschichte des Krieges» träumte. Magris beläßt es nicht bei der Nacherzählung des Außergewöhnlichen…, sondern versucht stets auch für sich etwas daraus zu gewinnen – oft genug gebärdet sich unser (im Vergleich zu den dargestellten) «normales» Leben, besonders in den kleinen Dingen, ja ebenfalls bizarr.
Wolfgang Straub, Wiener Zeitung, 2. Februar 1996, 7.
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