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In dieser Glosse zu einer Reise durch Mitteleuropa und durch das Babel der heutigen Welt konfrontiert sich der Donaureisende mit den letzten Geschehnis-sen und Umwälzungen, die den Donauraum so verändert und wieder zum Schauplatz der Weltgeschichte gemacht haben. Wer “Donau” gelesen hat, sollte diese aktuellen Gedanken über die Entwicklung und die Gegenwart im Mosaik der Donauvölker und -kulturen nicht übersehen.
In dem einen Bändchen reflektiert Magris aus dem Abstand von neun Jahren ü-ber seinem Bestseller „Donau”… die Lektüre seines Donau-Buches ist keines-wegs Voraussetzung für das Verständnis von „Donau und Post-Donau”, viel-mehr wendet sich der Autor allgemeinen Fragestellungen zu, etwa der Mutma-ßung nach dem eigenen Schreibanlaß oder der Situation in Ostmitteleuropa nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Stellenweise kommt der Philologe in Magris durch, der sein eigenes Werk wie das eines „Kollegen” interpretiert, aber zwi-schen den Zeilen und oft genug explizit überwiegt die ironische Distanz. Daneben bleibt noch Platz für Anekdotisches: War die satirische Auseinander-setzung mit dem Streit um die wahre Donauquelle eine der schönsten Passagen in „Donau”, so berichtet Magris über eine „Folgeerscheinung”. „Es befindet sich heute bei der Furtwanger Quelle neben der berühmten Hinweistafel, die deren Echtheit bezeugt, noch eine neuere, gegen mich gerichtete Tafel, die sich stolz gegen die Ver-mutung wendet, dass die Donau aus einer Traufe entspringe oder aus den Abflüssen der umstehenden Häuser.”
Wolfgang Straub, Wiener Zeitung, 2. Februar 1996, 7.
Von Claudio Magris sind beim Aer Verlag erschienen: Donau und Post-Donau und Vier seltsame Leben. |